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Fachliteratur

Diese Übersicht enthält kommentierte Hinweise auf empfehlenswerte Fachliteratur zu Themen wie Neue Autorität, Lehrergesundheit, Neurobiologie, Mehr-Ebenen-Ansätze, Gewaltprävention, Mobbing.


Pädagogische Grundhaltungen: Neue Autorität und Persönlichkeitsbildung

> Omer, H./Schlippe, A. von (2010): Stärke statt Macht. Neue Autorität in Familie, Schule und Gemeinde. Vandenhoeck & Ruprecht
Die Autoren plädieren für einen neuen Autoritätsbegriff, der auf den zentrale Prinzipien Präsenz, Beziehung, Gewaltlosigkeit und Beharrlichkeit basiert. Die neue Autorität wird nicht mehr von selbstverständlicher Anerkennung getragen, sondern durch Transparenz und Zustimmung eines sichtbaren sozialen Netzwerks, das Eltern und Lehrkräfte stärkt und ihren Handlungen die Kraft der Solidargemeinschaft verleiht. Die Übertragung dieses Prinzips auf verschiedene Bereiche wird dargestellt, u. a. auf den Schulkontext.

> Roth, G. (2011): Bildung braucht Persönlichkeit. Wie Lernen gelingt. Stuttgart: Klett-Cotta.
Roth zeigt auf, dass es im Bildungssystem nicht nur um die Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten gehen darf, sondern dass die Entwicklung der Persönlichkeit des Lernenden im Vordergrund stehen muss. Diese bildet die Voraussetzung und den Rahmen dafür, dass Lehren und Lernen stattfinden kann. Konkret geht es um die Förderung von Fähigkeiten wie Stressverarbeitung, Frustrationstoleranz, die Fähigkeit zu Selbstberuhigung, um Selbstmotivation, Impulshemmung und den Umgang mit negativen Gefühlen sowie um Bindungsfähigkeit, Empathie und die Ausbildung eines Realitätssinnes und von Risikowahrnehmung.


Erkenntnisse aus der Neurobiologie zur Relevanz von Anerkennung in der Erziehung und der Förderung von Selbstkontrolle

> Bauer, J. (2011): Gefährdeter Schulfrieden. In: bildung und wissenschaft b&w. Zeitschrift der GEW Baden-Württemberg. 10/2011. S. 24f.
Aggressivität und Gewalt ist ein weitverbreitetes schulisches Problem. Mit der Hirnforschung lässt sich erhöhtes aggressives Verhalten erklären und sie bietet wichtige Ansatzpunkte für eine wirkungsvolle Anti-Gewaltstrategie in Schulen. Studien zeigen, dass Aggressivität im Klassenkontext der am stärksten auf die Lehrergesundheit durchschlagende Einzelfaktor ist und dass sich ein angemessener Umgang mit Aggressionen bei Kindern entwickelt, wenn sie „angeleitet werden, soziale Regeln zu beachten, Rücksicht zu nehmen, mit anderen fair zu teilen und sinnvoll Verzicht zu üben“ (ebd.: 25). In der Erziehung ist darauf zu achten, dass Demütigungen, die bei Kindern erhebliche Aggressionen auslösen können, vermieden werden: „Kinder dürfen dann, wenn sie sich nicht richtig verhalten oder es an Leistungsbereitschaft fehlen lassen, durchaus kritisiert werden. Dies muss aber sachlich erfolgen und ohne das Kind lächerlich zu machen oder zu demütigen.“ (ebd.).

> Bauer, J. (2006): Prinzip Menschlichkeit. 2. Auflage. Hamburg: Hoffmann und Camp – neurobiologische Erkenntnisse zu menschlichen Motivationssystemen.
Neurobiologische Studien zeigen, dass die Motivationssysteme des Mittelhirns, die den Körper mit den Botenstoffen Dopamin, Oxytocin und endogenen Opioiden versorgen, zentral durch die Aussicht auf soziale Anerkennung und das Erleben positiver Zuwendung aktiviert werden. Positive Beziehungen aktivieren diese Botenstoffe und sorgen bei Menschen für subjektives Wohlergehen und körperliche sowie mentale Gesundheit. Dabei fördert Dopamin die Konzentrationsfähigkeit und mentale Energien, die wir zum Handeln benötigen. Oxytocin und endogene Opioide reduzieren Stress und Angst.

> Spitzer, M. (2011): Selbstkontrolle: Warum tun wir so oft nicht, was wir wollen? Vortrag aus der Reihe „Ein Tag mit…“ vom Auditorium Netzwerk in Freiburg im April 2011.
Selbstkontrolle wird als eine entscheidende Fähigkeit dargestellt: Wer sie besitzt, hat in der Schule bessere Noten, im Alter bessere Zähne und verdient mehr. Langfristig beschert uns diese Fähigkeit, so das Ergebnis vieler Studien, Glück, Erfolg und ein langes Leben. Dennoch ist die Förderung von Willensstärke in der Erziehung teilweise nicht gut angesehen. Zu Unrecht, wie Spitzer darstellt, und er zeigt, wie diese Fähigkeit bei Kindern gestärkt werden kann.


Therapieforschung Mehr-Ebenen-

> Grawe, K. (2000): Menschliche Grundbedürfnisse als oberste Sollwerte der psychischen Aktivität. In: Grawe, K. Psychologische Therapie (S. 383-452). Göttingen: Hogrefe.
Menschliche Grundbedürfnisse wie Orientierung und Kontrolle, Bindung, Neugier, Lustgewinn und Unlustvermeidung sowie das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung werden von Grawe, wie zuvor von anderen maßgeblichen Psychologieforschern, als Ziele allen menschlichen Strebens bezeichnet. Sie bilden gewissermaßen die Standards, an denen sich die gesamte psychische Aktivität ausrichtet. Grawes Modell der menschliche Grundbedürfnisse ermöglicht damit auch ein besseres Verständnis von Konflikten und von abweichendem Verhalten.


Mehr-Ebenen-Ansätze zur Gewaltprävention

> Bannenberg, B./Rössner, D. (2006): Erfolgreich gegen Gewalt in Kindergärten und Schulen. München: Verlag C.H. Beck.
Die Autoren beschreiben Dimensionen und Ausmaß von Gewalt in Schulen sowie Grundlagen erfolgreicher Gewaltprävention und ihre Umsetzung in Schulen und Kindergärten. Auch der Mehr-Ebenen-Ansatz von Konflikt-KULTUR wird dargestellt.

> Frey, A. (2010): Gewaltprävention in der Grundschule. Entwicklung und Analyse eines Präventionsprogramms zur Förderung von Selbstbehauptung und Zivilcourage. München: Herbert Utz Verlag.
Die Studie zur Effektivität von Gewaltprävention in der Grundschule ermittelt folgende gewaltreduzierende Faktoren: Gute Führung und Begleitung der Kinder durch die Lehrkraft, Konzepte zur Gemeinschaftsbildung und das Aufstellen klarer Regeln. Auch zeigt sich, dass Präventionsprogramme im Schulkontext zur Gewährleistung von Qualität Ansätze benötigen, die positive Verhaltensweisen fördern, negativem Verhalten vorbeugen und bereits bestehende Verhaltensschwierigkeiten reduzieren.

> Gantzer, M. (2010): Gemeinsam Schule gegen Gewalt entwickeln. Eine Fallstudie zur Gewaltprävention und Schulentwicklung. Frankfurt a. M.: Peter Lang.
Die Studie zeigt auf, dass das Schulklima und die Bereitschaft zu Gewalt maßgeblich miteinander verbunden sind. Begünstigt wird das Klima durch ein Lehrerverhalten, das u. a. von Motivation, Regelakzeptanz und Konsequenz geprägt ist.

> Olweus, D. (2006): Gewalt in der Schule: Was Lehrer und Eltern wissen sollten – und tun können. 4., durchgesehene Auflage. Bern: Huber.
Das Buch verdeutlich, wie wirkungsvoll und erfolgreich der Mehr-Ebenen Ansatz in der Gewaltprävention an Schulen ist. Studien in zahlreichen Ländern belegen dies.

> Schick, A. (2010): Effektive Gewaltprävention. Evaluierte Konzepte und praxiserprobte Konzepte für Schulen. Göttingen: Vanhoeck & Ruprecht.
Schick stellt internationale und deutschsprachige Gewaltpräventionsansätze vor. Er weist u. a. auf die zentrale Bedeutung sozial-emotionaler Kompetenzen von Kindern für ihren Lernerfolg hin. Lehrkräfte berichten, dass sie als Folge eines verbesserten Klassenklimas Zeit für den Unterricht gewinnen.


Lehrergesundheit und Sozialklima in der Schule

> Götz, T./Frenzel, A./Pekrun, R.(2008): Sozialklima in der Schule. In: Schneider, W. (Hrsg.): Handbuch der Pädagogischen Psychologie. Göttingen: Hogrefe. S. 503-514.
Der Artikel weist darauf hin, dass Schüler/-innen tendenziell bessere Leistungen in einem Unterrichtsklima zeigen, das von guter Führung, gegenseitiger Unterstützung und Freundlichkeit geprägt ist. Ein positives Schulklima wirkt sich günstig auf Motivation und Interesse am Unterricht aus und geht mit einem geringeren Ausmaß an aggressiven Handlungen von Schülern/-innen einher.

> Langman, P. (2009): Amok im Kopf. Warum Schüler töten. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.
Gewaltprävention ist auch zu einem Teil Amokprävention: „Wenn wir aber eine positive Peer-Kultur schaffen, Konflikte unter Schülern lösen und Mobbing möglichst unterbinden, wenn wir Schritte unternehmen, die soziale Verbundenheit der Schüler zu stärken, dann können Schulen tatsächlich Schul-Amokläufe im Vorfeld verhindern.“ (ebd.:308).

> Schaarschmidt, U./Kieschke, U. (2007) (Hrsg.): Gerüstet für den Schulalltag. Psychologische Unterstützungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer. Weinheim/Basel: Beltz.
Das Buch belegt den Einfluss des Sozialklimas in der Schule auf die Leistungsqualität und die Gesundheit von Lehrkräften: „Haben Lehrer den Eindruck, dass sie aktiv in schulische Gestaltungsprozesse eingebunden werden, dass ihnen die Schulleitung als konstruktiver und offener Ansprechpartner zur Seite steht, stärkt das den Zusammenhalt im Kollegenkreis und die Identifikation mit den Zielen der betreffenden Einrichtung.“ (ebd.: 93). Außerdem konnte nachgewiesen werden, dass eine unterstützende, wertschätzende Haltung der Schulleitung dazu beiträgt, dass Lehrkräfte seltener krankheitsbedingt ausfallen.

> Poschkamp, T. (2008): Lehrergesundheit. Belastungsmuster, Burnout und Social Support bei dienstunfähigen Lehrkräften. Berlin: Logos-Verlag.
Poschkamp zeigt einen engen Zusammenhang zwischen Burnout bei Lehrkräften und fehlender oder geringer sozialer Unterstützung durch Kollegen, Vorgesetzte und institutionelle Strukturen.


Mobbing: Hintergründe, Präventions- und Interventionsstrategien

> Grüner, T./Hilt, F. (2011): Systemische Mobbingprävention und -intervention. In: Huber, Anne (Hrsg.): Anti-Mobbing-Strategien für die Schule. Praxisratgeber zur erfolgreichen und nachhaltigen Intervention. Köln: Carl Link Verlag. S. 89-106.

> Jannan, M. (2008): Das Anti-Mobbing-Buch. Gewalt an der Schule – vorbeugen, erkennen, handeln. Weinheim, Basel: Beltz Verlag.

> Huber, A. (Hrsg.) (2011): Anti-Mobbing-Strategien für die Schule. Praxisratgeber zur erfolgreichen und nachhaltigen Intervention. Köln: Carl Link Verlag.

> Schäfer, M./Korn, S. (2004): Bullying als Gruppenphänomen: Eine Adaptation des „Participant Role“-Ansatzes. In: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 36 (1). S. 19-29.

> Scheithauer, H. et al. (2007): Gewalt an Schulen am Beispiel von Bullying. Aktuelle Aspekte eines populären Themas. In: Zeitschrift für Sozialpsychologie. Band 38 (3). S. 141-152.

> Landesstellen Jugendschutz (Hrsg.) (2021): (Cyber)Mobbing unter Kindern und Jugendlichen – Alarm ohne Folgen?! Positionspapier der Landesstellen Jugendschutz. Zum Positionspapier


Grundlagen zum Klassenrat

> Blum, E./Blum, H-J. (2006): Der Klassenrat. Ziele, Vorteile, Organisation. Müllheim: Verlag an der Ruhr.

> Friedrichs, B. (2010): Praxisbuch Klassenrat. Gemeinschaft fördern, Konflikte lösen. Weinheim: Beltz Verlag.

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Bei dem Versuch, eine Gewaltsituation aufzuklären, darf keine Mühe gescheut werden, um sicherzustellen, dass das Opfer wirksam gegen Mobben geschützt wird."
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